Di 30. Jun 2015, 15:07
So, da ich dem geneigten Leser auch immer gerne etwas Storytelling biete, gibt's jetzt nicht nur was zu gucken, sondern auch zu lesen ... Inklusive Erklärender Einleitung.
Was macht für euch Horus Heresy Romane aus? Für mich kommt ein großer Teil der Spannung daher, dass es Charaktere gibt, die einfach nur ... menschlich sind. Wie erleben sie den Kreuzzug? Wie erleben sie die Space Marines? Wie reagieren sie, wenn sie des Verrats von Horus gewahr werden? All das finde ich aus erzählerischer Perspektive beinahe noch spannender als die Dinge, die die Space Marines tuen. Daher möchte ich mein Storytelling in diesem Armeeaufbau etwas anders angehen als üblich und die Space Marines und ihre Konflikte eher als "Kulisse" verwenden. Ich möchte euch die Geschichte der vierten Kompanie der Blood Angels statt dessen aus Sicht eines Menschen erzählen - Und zum Glück gibt es das passende Konzept, das Amt der Memoratoren. Es wäre also nur logisch, dass meine Armee von einem Memorator begleitet werden sollte! Und dann dachte ich: Wieso nicht einen Schritt weiter gehen? Es wäre nur fair, wenn es auch ein Modell gäbe, um meinen Memorator darzustellen. Und dann fiel mir ein, dass seit Jahren eine alte Miniatur ihr Dasein in meiner Bitzbox fristete. Sie stammt aus der Adventurerer-Reihe von Rogue Trader und trägt den Namen "Psychic" - somit stellt die junge Dame eigentlich eine Psionikerin dar. Genauso gut repräsentiert ihre Haltung aber finde ich auch eine Schutzhaltung, zum Beispiel, weil etwas in ihrer Nähe in die Luft geht - Die Miniatur war perfekt für meine Zwecke! Als Bonus stellte ich auch noch fest, dass sie (genau wie die meisten Modelle dieser Ära) noch deutlich kleiner ist als aktuelle Space Marines. Der Maßstab passt also auch - Ideal!
Fortan werdet ihr also die Geschichte der vierten Kompanie der Blood Angels sowie Spielberichte aus den Augen von Kellandra Caprice erleben. Dabei werden die Geschichten immer eingeleitet mit einem Auszug aus ihren Texten (dabei werde ich nicht zwangsläufig in chronologischer Reihenfolge vorgehen, wo wir uns zeitlich befinden, ist immer ungefähr an der Quellenangabe unter dem Auszug zu erkennen), und weiter geht es dann mit meinem üblicheren Erzählformat aus der dritten Person. Mit der Zeit werde ich denke ich weitere Protagonisten (und vielleicht auch Antagonisten!) hinzufügen und natürlich dann auch mit Miniaturen versehen. Im Spiel werden diese Modelle zwar keinen Effekt haben, aber der atmosphärische Effekt, den sie beitragen, wird das wohl aufwiegen. :)
All das wird natürlich auch noch in einem der Startposts übersichtlich zusammengefasst und verlinkt. Nun aber ...
Kellandra CapriceKellandra Caprice ist eine von vielen Memoratoren, die ausgesandt wurden, um den glorreichen Verlauf des großen Kreuzzugs zu dokumentieren und auf ewig für die Nachwelt festzuhalten. Ursprünglich sollte die junge Frau auf Ullanor zu den Lunar Wolves stoßen, um sie zu begleiten, doch durch eine Serie von Zufällen geriet sie schlußendlich zur vierten Kompanie der Blood Angels - ein Glück, wie sich für die Nachwelt herausstellte, denn die Bände ihres Werkes »Eine Reise mit Engeln« sind eine beispiellose Sammlung von Ereignissen, von dem Zeitpunkt, zu dem sie ihre Arbeit aufnahm, bis hin zum Ende des Bruderkrieges und darüber hinaus.
»Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem ich Captain Jon Sebastiano von der vierten Kompanie der Blood Angels zum ersten mal begegnete. Ich weiss, es gehört zu meiner Aufgabe als Memoratorin, mich an solche Dinge zu erinnern; aber dieser Moment hatte sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt, dieser eine Moment, in dem sich die Gefühle von Furcht und Erhabenheit zu etwas einzigartigem, größeren Zusammenfügten und vereint waren in einem Gefühl der ... Göttlichkeit. Ja, in dem Moment, in dem ich Jon Sebastiano zum ersten Mal gegenübertrat, konnte ich für einen Augenblick verstehen, wieso es Menschen gab, die den Imperator als Gott verehren wollten - wenn schon seine Space Marines, die nur ein schwacher Abglanz seiner Pracht waren, solche Regungen in einem gewöhnlichen Menschen wie mir wecken konnten, wie musste es dann erst sein, in dem Licht unseres Herrschers zu baden? Ich verzehrte mich nach dieser Erfahrung, und gleichzeitig hoffte ich, es nie herauszufinden.«
- aus: »Eine Reise mit Engeln, Band I: Der Ullanor-Feldzug« von Memoratorin Kellandra Caprice
Zum gefühlt hundertsten Mal überprüfte Kellandra ihr Bild in dem kleinen Spiegel, der über dem Waschbecken in ihrer zweckmäßig eingerichteten Kabine hing. Drei Wochen hatte sie nun schon an Bord der »Vectare« verbracht, eines kleinen Passagierkreuzers, der sie und einige andere Memoratoren sowie weiteres Personal in den Ullanor-Sektor brachte. Ein verhältnismäßig junges Gesicht, umrahmt von dunklen Haaren, starrte ihr aus braunen Augen entgegen, als sie sich im Spiegel anschaute. Ihre Frisur und ihre Kleidung saßen immer noch - genau wie vor zwei Minuten. Da sich nicht mehr viel verbessern ließ, begann sie statt dessen wieder, nervös in ihrer Kabine auf und ab zu gehen. In nur wenigen Stunden würde sie auf die großen Krieger der Menschheit treffen, die den Kreuzzug an vorderster Front vorantrieben - Die Space Marines. Kellandra war der Legion der Lunar Wolves zugeteilt worden, um fortan wie Millionen anderer Memoratoren diese glorreichen Tage für die Nachwelt festzuhalten. Vielleicht war sie nur ein kleines Rad im Getriebe, aber das man sie für diese Aufgabe ausgewählt hatte, erfüllte sie dennoch mit Stolz.
Nun, bisher hatte sie ja noch nicht viel leisten können. Seufzend ließ sie sich auf ihre Pritsche nieder. Sie hatte das Warten gründlich satt. Sie wollte mit ihrer Arbeit beginnen, endlich Gespräche mit den mächtigen Space Marines führen, sie an vorderster Front beobachten, wie sie die Feinde des Imperators vernichteten und sein Gesetz in die entlegensten Winkel der Galaxis trugen ... Es war ihre Bestimmung.
Plötzlich zog ein heftiger Ruck durch das Schiff. Mit einem erschreckten Laut stürzte Kellandra auf alle Viere, als die Lichtleiste an der niedrigen Decke in einem Funkenregen verging. Kurz hüllte sie totale Dunkelheit ein, bevor der Raum in ein rotes Notlicht getaucht wurde. Irgendwo begann eine Sirene zu kreischen. Mit wild klopfendem Herzen erhob sich Kellandra und stolperte zur Tür, wo sie die Öffnungsrune betätigte. Auf dem Gang eilten drei bewaffnete Männer der Schiffsmannschaft an ihr vorbei, ohne sie zu beachten. Was war hier los? Sie sah den Gang hinab und blickte in die erschreckten und ratlosen Gesichter der anderen Passagiere. Dann tat es einen weiteren Schlag, der wie das Ende der Welt klang, und die »Vectare« begann, sich bedrohlich zur Seite zu neigen. Kellandra rannte den engen Flur entlang, bis sie an einem Panoramafenster, welches den Blick in die Tiefen des Alls offenbarte, stehen blieb. »Oh Nein«, flüsterte sie entgeistert. Ein krudes Schiff, drei mal größer als die »Vectare«, feuerte Salve auf Salve auf den Transporter. Schwärme von Torpedos überbrückten die Leere zwischen den Schiffen, um im Rumpf der »Vectare« einzuschlagen. Würde das gegnerische Feuer präziser kommen, Kellandra war überzeugt, dass es dann schon längst mit ihnen zu Ende wäre. Doch dann dämmerte ihr etwas weiteres: Das rot bemalte Schiff, das mehr wie ein Schrotthaufen als wie irgend etwas anderes wirkte, hielt direkt auf sie zu. Kellandra hatte mal irgendwo gelesen, dass Orks skrupellos und bestialisch wären, doch sie hätte nicht damit gerechnet, dass die außerirdischen Bestien ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben ein brutales Ramm-Manöver im tiefsten All starten würden! »Rettungskapseln«, sagte sie laut, als ein erneuter Schlag durch den Rumpf des Schiffes fuhr, »ich muss die Rettungskapseln erreichen!«
Nur wo waren sie? Kellandra rannte erneut los, inmitten einer panischen Menschenmenge. Es fiel ihr schwer, nachzudenken, während sie gleichzeitig versuchte, darauf zu achten, nicht tot getrampelt zu werden. Dann jedoch tauchte die Erinnerung irgendwo im Nebel ihrer Furcht auf: Siebzigstes Deck, Backbord ... Das war nicht weit, sie konnte es schaffen! Irgendwo ertönte Waffenfeuer. »Sie müssen uns geentert haben!«, brüllte jemand weiter vorne. »Wir sind verloren!«, rief ein anderer. »Die Rettungskapseln«, sagte Kellandra immer wieder zu sich selbst, und es wurde bald schon eine Art Mantra.
Irgendwie erreichte sie den Hangar für die Rettungskapseln. Blut verklebte ihre Stirn und ihre Hand. Sie konnte nicht sagen, ob es ihr eigenes war. Die »Vectare« hing inzwischen so schief im Weltall wie eine Marionette, bei der man einige Fäden durchschnitten hatte. Im Hangar herrschte absolute Panik. Menschen rissen sich gegenseitig von den Füßen, trampelten übereinander, schlugen sich um die kostbaren Plätze in den Rettungskapseln. Kellandra schlüpfte ängstlich Keuchend, jedoch durch die Furcht beflügelt und gewandt, zwischen den Leuten durch, während eine weitere Explosion das sterbende Schiff erschütterte. Wenig später saß sie mit sechs anderen Leuten in einer der Kapseln. Ein älterer Soldat mit Panik im Blick wollte die Startrune betätigen. »Warten Sie!«, rief Kellandra entsetzt. »Wir sind doch erst halb besetzt!«
Der ältere sah sie an, und der Blick, der ihr begegnete, war hart. »Ich werde mein Leben nicht für diese Leute riskieren, Mädchen.«, sagte er gerade laut genug, dass sie es hören konnte, und betätigte die Rune. »Willkommen an der Front«, fügte er hinzu und schloss die Augen. Kellandra keuchte entsetzt, als sich die Luke ihrer Rettungskapsel zischend schloss. Das letzte, was sie durch das kleine Panzerglas sah, bevor die Kapsel in die Leere des Alls geschleudert wurde, war etwas grünes, das sich in den Eingangsbereich des Hangars ergoss. Später war sie nicht sicher, ob sie es sich nicht eingebildet hatte.
Als sie wenige Momente später wieder zu sich kam, konnte sie die »Vectare« durch das Panzerglas von außen sehen, wie sie Feuer, kristallisierten Sauerstoff, Schrott und ... Leichen in die Tiefen des Sektors blutete, bevor sie schließlich ganz in einem Feuerball verging, als das Orkschiff schließlich in ihren Rumpf fuhr und das Leiden der »Vectare« beendete. Es wirkte merkwürdig, wie all dies völlig geräuschlos vor sich ging. Schnell verschwand auch diese Szene, als sich die Landungskapsel mit hoher Geschwindigkeit entfernte.
»Nun wird es haarig«, sagte der alte Soldat neben ihr unglücklich, nachdem er ein blinkendes Display überprüft hatte. »Alle gut festhalten! Wir dringen in die Atmosphäre ein!«
Feuer hüllte die Rettungskapsel und hundert andere ihrer Art ein, als sie wie Sternschnuppen in die äußere Atmosphäre eines der zahlreichen Planeten im Ullanor-System stürzten. Tränen rannen über Kellandras Gesicht, während ihr Atem in pfeifenden Stößen kam. Wenig später kam der Aufprall, der von den Bremsdüsen nur wenig gedämpft zu werden schien, und sie schrie schmerzerfüllt auf, als ein Ruck durch ihren Körper fuhr. Es fühlte sich an, als sei sie zwischen zwei Groxe gespannt, die in entgegengesetzte Richtungen zogen. Die Luke der Rettungskapsel sprang auf, und hustend stolperten die Überlebenden ins Freie. Kellandra schützte ihre Augen vor der schräg einfallenden Sonne und sah sich um. Eine Wüste aus rotbraunem Fels erstreckte sich so weit das Auge reichte, durchsetzt von größeren Steinformationen. »Was jetzt?«, fragte ein junger Memorator neben Kellandra - Sie hatte sich mal in der Kantine mit ihm unterhalten, erinnerte sie sich. Er war ... Bildhauer? Sie war sich nicht mehr ganz sicher. »Wie finden wir den nächsten Stützpunkt?«
»In der nördlichen Hemisphäre«, antwortete der Soldat, der sich ungefragt zum Anführer der Gruppe zu machen schien. Kellandra mochte ihn nicht sonderlich. »Wir sind mitten in feindlichem Territorium gelandet«, erklärte er weiter. »Hier gibt es weit und breit keine Imperialen Streitkräfte, nur Orks. Wir müssen uns irgendwie durchschlagen. Das wird Wochen dauern.«
»Wochen?«, antwortete der Bildhauer empört. »Nein Danke. Erschießt mich lieber gleich.«
Plötzlich bellte irgendwo eine Waffe und zerfetzte die Brust des Mannes, der überrascht und schmerzerfüllt aufkreischend zu Boden ging, wo er in einer schnell größer werdenden Lache seines eigenen Blutes liegen blieb. Von irgendwo ertönte ein Kriegsschrei, der Kellandra einen Schauer über den Rücken jagte: »WAAAGH!«
Dann kamen sie über den Hügel, und zum ersten Mal sah sie die Orks von Angesicht zu Angesicht. Nichts hätte sie auf die bullige Statur, die knorrige grüne Haut und die roten Augen, die gerissen und boshaft starrten, vorbereiten können. Es waren fünfzehn oder zwanzig, alle muskelbepackt und mit Trophäen behängt. Sie stürmten auf die Menschen zu wie eine Horde wild gewordener Tiere, während sie aus ihren kruden Waffen feuerten. Überall um die kleine Gruppe Überlebender pfiffen Querschläger. Eine ältere Frau ging stöhnend neben Kellandra zu Boden. Aus trüber werdenden Augen sah sie zu ihr herauf und griff hilfesuchend nach ihrem Bein, während sie starb. Kellandra schrie auf und stolperte. Sie fiel auf ihr Hinterteil, was ihr letztlich das Leben rettete, als einer Der Orks das Feuer mit einem schweren Maschinengewehr eröffnete. Er brauchte kaum zu zielen, um die restlichen Menschen niederzumähen. Blut sprühte auf Kellandra, die panisch rückwärts auf die Rettungskapsel zu kroch, während die Orks mit finsteren Absichten immer näher kamen. Schließlich stand eine der Bestien direkt vor ihr. Das Gesicht des Aliens wurde von einem zähnestarrenden Grinsen geteilt, als es betont langsam seine rostige Axt hob. »Nein, bitte«, keuchte Kellandra mit zitternder Stimme, völlig von Sinnen vor Furcht. Doch der tödliche Schlag kam nicht, denn der Ork wurde von etwas mit der Wucht eines drei Meter großen Schmiedehammers in den Boden gerammt. Das Blut der Außerirdischen spritzte in dunklen Bögen, als laut kreischende Kettenschwerter durch Fleisch und Knochen fuhren und das bellende Feuer von Boltwaffen erschallte. In wenigen Augenblicken war alles vorbei.
Wimmernd, immer noch auf dem Hinterteil hockend, blickte Kellandra zu ihrem Retter auf. Die riesige Gestalt war in eine Rote Rüstung gehüllt und hielt einen knisternden Energiehämmer in den Händen, auf dem das Blut der Orks langsam verdampfte. Er trug keinen Helm; aus stahlgrauen Augen sah er sie aus einem von blondem Haar umrahmten Gesicht an, das gleichzeitig furchtbar und wundervoll war. Kellandras Herz setzte einen Schlag aus. Ein Space Marine! Jäh wurde sie sich bewusst, wie sie aussehen musste, eine blutverschmierte, dreckverkrustete Gestalt mit einem Vogelnest von Haaren, die auf dem Boden herumkroch. So hatte sie sich ihre erste Begegnung mit einem Space Marine nicht vorgestellt. Und doch war es der wundervollste Moment ihres Lebens. Vor allem, stellte sie fest, weil sie noch am Leben war.
»Seid Ihr die einzige Überlebende?«, fragte der Space Marine. Seine Stimme war tief, aber nicht unangenehm. Kellandra starrte nur. »Seid ihr die einzige Überlebende?«, wiederholte der Space Marine ungeduldig.
Schließlich nickte sie. »Aus dieser Kapsel, ja«, antwortete sie. »Unser Schiff wurde abgeschossen, und dann die Orks und ...« Sie legte den Kopf schief, als fiele ihr nachträglich etwas ein. »Ihr habt mir das Leben gerettet!«, sagte sie atemlos.
»Könnt Ihr euch identifizieren?«, fragte ihr Gegenüber.
Kellandra kramte nach ihrem Ausweis, den sie jedoch nicht finden konnte. Mit Erschrecken stellte sie fest, dass er mit ihrem gesamtem anderem Besitz irgendwo in den Tiefen des Alls trieb und schämte sich gleich darauf für diesen trivialen Gedanken, wo doch so viele an diesem Tag ihr Leben gelassen hatten. Sie hatte ungeheures Glück, und sie musste dankbar sein. »Kellandra Caprice ... Ich bin Memoratorin«, stellte sie sich schließlich vor.
»Captain Jon Sebastiano, Blood Angels, vierte Kompanie«, erwiderte der Space Marine.
»Blood Angels?« Kellandra war überrascht. »Ich wusste gar nicht, dass die Blood Angels am Ullanor-Feldzug teilnehmen?«
»Es gibt sicher vieles, was Ihr nicht wisst, Memoratorin.« Der Captain sah sich nach seinen Männern um. Es war nur eine kleine Truppe, vielleicht fünfundzwanzig, dreißig Mann, und doch kam es Kellandra vor, als würden sie die ganze Galaxis erobern können, so mächtig war der Eindruck auf sie. Jon Sebastiano winkte einen seiner Männer herbei. Der rot gerüstete Space Marine blieb neben seinem Anführer stehen und musterte Kellandra. Der ausdruckslose Helm war in scheinbar mildem Interesse zur Seite geneigt, so als würde er ein interessantes Tier mustern.
»Wir brauchen keine Memoratorin, Kellandra Caprice.«, sprach der Captain sie an. »Wir leisten hier draußen harte und blutige Arbeit, die wenig ruhmreich ist. Dies ist kein Ort für Euch.«
Kellandra nickte. »Ich verstehe«, sagte sie. »Ich bin den Lunar Wolves der dreiundachtzigsten zugeteilt«, erklärte sie.
»Wenigstens seid ihr auf der richtigen Welt gelandet«, erwiderte Sebastiano. »Ihr könnt froh sein, dass wir hier draußen sind. Sonst hätte eure Karriere ein schnelles Ende gefunden.« Er nickte zu dem Space Marine neben ihm. »Mein Bruder wird euch zu unserem Rhino Transportpanzer geleiten«, erklärte er. »Wir bringen euch zu den Lunar Wolves.«
Dankbar erhob sich Kellandra. »Das werde ich euch nie vergessen, Captain Sebastiano!«, hauchte sie.
Der Captain nickte knapp und wandte sich ab. Nach einigen Schritten blieb er stehen. »Memoratorin?«, sagte er, den Blick über die Schulter gerichtet. Kellandra sah ihn fragend an.
»Wir bringen Euch zu der Basis, weil wir ohnehin Munitionsvorräte aufstocken und einige Wartungsarbeiten an unserer Ausrüstung durchführen müssen«, sagte Captain Jon Sebastiano leise. »Wir erweisen Euch weder eine Ehre noch einen Gefallen.« Er wandte das Gesicht ab und setzte seinen Weg fort. »Unter anderen Umständen hätte ich Euch hier draußen gelassen, ohne mit der Wimper zu zucken. Ihr hattet Glück, Memoratorin, nichts weiter. Vergesst das nie.«